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Fachtagung Schulkunst

Fachtag 17.09.2012

Grußworte Tagungsmappe

Dirk Schnelle, Schulleiter des Gymnasium Gerresheim

Die Entwicklung der Schulen vom Lernort zum Lebensort wird zu Recht oft gefordert, auch wenn die Umsetzung nicht immer leicht ist. Gerade Ganztagsschulen sollten hier eine Vorreiterrolle einnehmen. Aus meiner Sicht kann eine solche Entwicklung aber nur dann erfolgreich sein, wenn sich Schule nicht nur inhaltlich, sondern auch räumlich nachhaltig verändert. Die Schaffung einer angenehmen Schulumgebung, in der nicht nur erfolgreich gelernt, sondern auch gelebt werden kann, ist hier unerlässlich. Der Einbezug aller am Schulleben beteiligten Gruppen bildet das Fundament für den erfolgreichen Wandel hin zu einer auch als Lebensraum begreifbaren Schule. Das Projekt Schulkunst bricht mit tradierten Wegen zur Umgestaltung von Schulumgebungen und ermöglicht allen Beteiligten ihr eigenes Potential zu erfahren und Ideen, Vorstellungen und Wünsche einzubringen. Die notwendigen Planungen, Absprachen, Diskussionen und Entscheidungen fördern in besonderem Maße die Planungs- und Kommunikationskompetenzen der Schülerinnen und Schüler in einem sehr bedeutsamen Schulprojekt. Ich freue mich auf die weitere Arbeit im Projekt Schulkunst und erhoffe mir, weitere Schritte auf dem gemeinsamen Weg zu einer Schule als Lebensraum erfolgreich gehen zu können. — Dirk Schnelle

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Maria Trini, Robert-Bosch-Stiftung

Motivation der Robert Bosch Stiftung zur Unterstützung des Projekts Schulkunst

Kreativität heißt, Phantasie und Vorstellungskraft Raum zu geben, um aus gewohnten Denk- und Handlungsmustern auszubrechen. Zu Recht gilt Kreativität als Schlüssel für individuelle und gesellschaftliche Innovation und muss von klein auf gefördert werden. Die Robert Bosch Stiftung hat daher in den vergangenen Jahren die Förderung der ästhetischen Bildung in Bildungseinrichtungen in mehreren Programmen und Projekten unterstützt.
Der Einfluss der baulichen und räumlichen Gestaltung von Schulen auf das Lernen der Kinder sowie die Wahrnehmung der Schule nach innen und außen ist anerkannt. So haben auch viele Preisträgerschulen des Deutschen Schulpreises zum Thema Raumnutzung und Architektur vorbildliche Konzepte erarbeitet und umgesetzt. Nicht nur Kreativität, sondern auch eigenständiges Denken und Engagement für die Gemeinschaft werden gezielt gefördert, wenn Schüler und Lehrkräfte in die Planung zur architektonischen Gestaltung ihrer Schule einbezogen werden.

Das Projekt Schulkunst begeistert mich, weil hier Schüler und Schülerinnen und ihre ästhetischen Bedürfnisse ernst genommen werden und sie aktiv und verantwortungsvoll ihre unmittelbare Lebensumwelt mitgestalten können. — Maria Trini

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Marianne Schirge, Leiterin des Kulturamts der Landeshauptstadt Düsseldorf

Die Kommunen stehen vor großen Herausforderungen, weil Schulen mehr und mehr vom reinen Lernort zum „Lebens“ort werden. Schülerinnen und Schüler verbringen zunehmend fast den ganzen Tag in der Schule. Damit müssen im Gegensatz zu früher ganz andere Qualitäten von dem Aufenthalts- und Lebensort Schule erfüllt werden. Bei der Neugestaltung von Schule sollten wir uns nicht nur auf die Erfahrungen der professionellen Planer verlassen. Den unvoreingenommenen Blick der Schülerinnen und Schüler zu nutzen, um zu Lösungen zu kommen, die die Bedürfnisse von jungen Menschen aufgreifen, ist ein vielversprechender Weg. Den geht die Künstlerin Ute Reeh nun schon seit einigen Jahren mit großem Engagement.
Kinder und Jugendliche sind Experten in eigener Sache und kommen oft auf ganz neue Ideen. Mit Hilfe von Kulturprojekten kann im Zuge von sowieso anstehenden Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen nicht nur Schulraum neu gestaltet werden, sondern auch ein anderer Umgang mit diesem entstehen. Wenn wir den Mut haben, unkonventionelle Wege zu gehen, führt das oft zu verblüffenden Lösungen. Schülerinnen und Schüler an den Entscheidungen teilhaben zu lassen – Stichwort: Partizipation – ermöglicht eine neue Schulkultur, auch im Sinne einer neuen Unternehmenskultur. Und davon profitieren alle Seiten! — Marianne Schirge

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Gregor Jansen, Direktor der Kunsthalle Düsseldorf

„Zeitgenössische Kunst kann die Wechselwirkung zwischen sozialen Systemen und deren Umfeldern wahrnehmbar und damit potentiell gestaltbar machen. Allein schon die körperhaft bewusste Wahrnehmung des uns umgebenden Raumes verändert unseren Umgang mit diesem. Die Botschaft von Kunst am Bau als Schulkunst ist: „Alles kann auch anders sein.“
Kunst und Bau im Kontext von Schulkunst verstehen wir als künstlerische Begleitung von Entscheidungs- und Formfindungsprozessen. Diese Definition unterscheidet sich grundlegend von Kunst am Bau als vom Künstler hinzugefügtes Werk, das die Architektur schmückt. Bei Schulkunst (und anderen partizipatorischen künstlerischen Projekten) ist die Stimmigkeit der Prozesse und der Performance in den ästhetischen Spuren ablesbar. Und hier zeigt sich, genau wie in jeder anderen Form bildender Kunst, ihre Qualität. Die auf den Raum bezogenen Ergebnisse funktionieren dann, wenn sie erweiterbar und lebendig bleiben. Die Prozesse beginnen offen und benötigen als Basis tiefen Respekt vor den Beteiligten. Diese brauchen einen klaren, aus dem Prozess heraus entstehenden formalen Rahmen, der den Freiraum bildet, in dem eine solche Kultur wächst. Diese äußere Form zu bemerken, sie zu verstärken, im Zusammenhang zu sehen und lebendig zu halten ist der künstlerische Anspruch.
Eher politisch - partizipatorische Projekte, wie viele Projekte aus dem Bereich der Kunst, bewegen sich in Gegenrichtung zu hierarchischen Normen; im Falle von Schulkunst kaum vermeidbar in Gegenrichtung zu den gewohnten Pfaden von Schule und Verwaltung. Genau das macht ihren besonderen Wert für das System aus. Auf diesem Weg - gegen den Strich - werden die tradierten Verhältnisse und Territorien deutlich sichtbar und einige werden weicher, offener für Neues.“ — Gregor Jansen und Ute Reeh

Ich bin neugierig auf dieses interessante Düsseldorfer Schulkunstprojekt. Auch mit Blick auf meine eigenen Kinder – wie ist Schule und wie könnte sie sein. Kunst ist das beste Lernfeld für Sackgassen und dafür Fehler machen zu können. Wir sind auch in der Kunst mittlerweile so weit, den Prozess-Charakter als etwas sehr wesentliches zu begreifen. In diesem Sinne wäre das Schulkunst-Projekt somit ein performatives, sozialpolitisches Ästhetik-Projekt. — Gregor Jansen

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Ute Reeh, Projektleiterin

Schulkunst fängt dort an, wo richtig und falsch keinen Sinn ergeben, weil die Strukturen, Systeme und Probleme komplexer sind. In den Schulkunst-Prozessen sind Künstlerinnen und Künstler Garanten für die Offenheit der Arbeit und zugleich für deren äußeren Rahmen. „scheinbar Unlösbares” oder „zu Anspruchsvolles” sind gute Bedingungen für erfolgreiche Projektarbeit. — Ute Reeh

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Frauke Burgdorff, Vorstand Montag Stiftung Urbane Räume

Die These, dass ein Gramm Erfahrung mehr als eine Tonne Theorie sei (John Dewey), lässt sich besonders im Schulbau nachvollziehen. Immer wenn eine Schule um- oder neu gebaut wird, können Lernende, Lehrende, Bauherren und Architekten neue Erfahrungen machen, die sie selbst verändern werden. Denn diese Kooperation ist ungewohnt. Dabei bietet die Planung eines Schulbaus für Schulen die große Chance, in ihre inneren Strukturen zu schauen, sie weiter zu entwickeln und über den Grundriss neu zu fundieren. Für Verwaltungs- und Baufachleute kann die Bauaufgabe Schule unglaublich inspirierend für die eigene Arbeitsumgebung sein. Und der Bau- und Planungsprozess ermöglicht allen - vor allem den Schülern - die Erfahrung zu machen, mit den eigenen Ideen wirksam zu werden. — Frauke Burgdorff