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Fachtagung Schulkunst

Fachtag 17.09.2012

Beitrag Christopher Dell

Anders Denken

Christopher Dell ist bewusst, dass sein Stück Fragen aufwirft.

Video: Anders denken

Dauer: 8:29 min
Videomitschnitt Julian Martinz


Natürlich ist es so, dass dieses Musikstück mehr Fragen aufwirft als beantwortet und das ist auch die Absicht die dahinter steckt. Denn im Prinzip hat sich mit der Performance nichts verändert (…) Das ist alles etwas fragwürdig. Von wem war das Musik Stück eigentlich? Was macht der eigentlich? Ist das eigentlich erlaubt? – all das Fragen Sie sich vielleicht. Und es geht genau um die Fragestellung „was passiert hier eigentlich, was wird hier getan?“ ich erlebe oft bei Konzerten, dass man mich dies fragt.

Die Aufgabe der ganzen Geschichte ist ja Unbestimmtheit zu erhöhen, ich muss also künstlich die Unbestimmtheit erhöhen, um überhaupt spielen zu können. Also wie funktioniert Improvisation in diesem Zusammenhang nun eigentlich? Es folgt eine Kurzdemo anhand von Akkorden.
Hierbei ist Improvisation der aktive Umgang mit Unbestimmtheit. Das Interessante ist, dass nichts festgelegt ist.

Frage: Also dieser konstruktive Umgang mit Unbestimmtheit in Gemeinschaft, das ist ja relativ typisch für die Prozesse, über die wir heute geredet haben, wir haben ein hohes Maß an Unbestimmtheit und Ängsten, bei allen Beteiligten. Und nun haben wir aber anders als bei deiner Musik kein riesiges Set an Regeln. Daher meine Frage an dich: wie wichtig sind bei solchen offenen Prozessen harte Spielregeln?

Dell: für mich sind solche Spielregeln wichtig, weil man sich an ihnen abarbeiten kann. Es geht ja bei der Improvisation. nicht um Regelvermeidung, sondern um einen andere Positionierung zur Regel. Regel heißt ja auch Kultur –und die Kultur, die wir entwickelt haben, ist ja auch sehr komplex – ich denke nur manchmal die Kultur ist außerhalb von mir, wobei ich diese ja mit erarbeite und für mich geht es darum mir die Position zu erarbeiten, mich selbst als Mitproduzent dieser Kultur zu verstehen aber das scheitert natürlich auch immer wieder.

Noch eine weitere Frage: Hier reden wir ja über Projekte– die ein Anfang und ein ende haben, – und nicht über Musikstücke. Also wie verhält sich das Projekt zur Regel?

Dell: Das eine ist reflexiv an den Regeln mitzuarbeiten, dass andere ist aber nun, wenn man an so einem Projekt mitarbeitet – wie verhält sich dort das Projekt zur Regel?
Gerade bei den Projekten von Ute war zu sehen, dass das Subjekt- Objekt Verhältnis von bestimmtem Gegebenem gar nicht hinreicht, weil wir dann nicht zur optimalen Gebrauchslösung kommen. Sondern, dass da so ein Prozesse der konstruktiven Öffnung, zu entstehen hat und die Kunst – das hat Ute Reeh ja gesagt - sieht alles performativ, nimmt eine performative Perspektive ein und sie ermöglicht ja auch in alles was festgefahren ist neue Verhandlungsräume einzubringen. Na ja es wurde ja auch gesagt, dass unheimlich viele Geld verbraten wird, weil keine zeit für Verhandlungsspielräume ist.