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Weiterdenken

Bremen

Birte Endrejat und Doris Weinberger

Frau Anne Lüking (Senatorin für Bildung und Wissenschaft / Referat Liegenschaftswesen, Schulstandortentwicklungen) und Frau Rose Pfister (Senatorin für Kultur / Referat für Kunst im öffentlichen Raum - und zuständig für das Modellprojekt Partizipative Kunst am Bau) übernahmen 2011 das Prinzip von Schulkunst für Bremen. Die beiden Künstlerinnen Birte Endrejat und Doris Weinberger realisieren seit 2012 das Modellprojekt Partizipative Kunst am Bau an der Neuen Oberschule Gröpelingen in Bremen. Sie arbeiten unter dem Namen Raumfinder .

Anfang Dezember 2011 nehmen wir – Doris Weinberger und Birte Endrejat (Künstlerinnen) – sowie Rose Pfister (Senator für Kultur) und Sabine Jacobsen (Schulleiterin Neue Oberschule Gröpelingen) am Netzwerkauftakt Schulkunst, organisiert von Ute Reeh und der Montagsstiftung, an der Alfred Herrhausen Schule in Düsseldorf teil. Zu diesem Zeitpunkt besteht konkretes Interesse, in Bremen innerhalb des Formates Kunst-am-Bau ein partizipatives Kunstprojekt zu verwirklichen. Gespräche über die inhaltlichen und formalen Voraussetzungen und Zielsetzungen eines solchen Modellprojektes begannen bei einem vorausgegangenen Treffen mit Ute Reeh in Bremen.
Während des Netzwerkauftaktes steigen wir direkt in die Diskussion mit verschiedenen Vertretern des Netzwerkes und TeilnehmerInnen (Schulleitung / Schüler/innen / Architekten / Vertreter/innen der Behörde) des Projektes Schulkunst ein. Die Beiträge der Teilnehmer/innen beleuchten die Arbeitsweise von Ute: Wir lernen die diversen Ansätze anhand der Darstellung der jeweiligen Erfahrungen und in der darüber nachfolgenden Diskussion kennen. Daran anknüpfend kommen wir in einen Austausch mit Künstler/innen und Architekt/innen, die ähnliche Projekte an anderen Standorten aufbauen und bereits durchführen. Am zweiten Tag des Netzwerktreffens führen wir in kleinen Gruppen den intensiven Austausch über unsere jeweiligen Projekte fort. Wir diskutieren Formen, praktische Fragen, Probleme und Möglichkeiten von Schulkunst auf Basis der unterschiedlichen Erfahrungen.
Anhand dieses Austausches konnten wir einzeln und gemeinsam Visionen für das in Bremen entstehende Projekt entwickeln. Das Wagnis sich auf einen ergebnisoffenen Prozess einzulassen brauchte einen gemeinsamen konzeptuellen Unterbau, der allen Projektpartnern Sicherheit gab und das Vertrauen bestärkte, dass am Schluss ein tragfähiges Ergebnis entstehen wird, in dem sich alle wiederfinden können.

Ende Dezember hospitieren wir am Heinrich Hertz Kolleg während eines von Ute Reeh angeleiteten Workshops. Grundsätzlich können wir an diesem Tag erleben, dass die Workshopstruktur und das bereit gestellte Arbeitsmaterial Prozesse in Gang setzen soll. Das Material muss niedrigschwellig und einfach zu handhaben sein, es sollte das Übertragen einer Idee direkt ermöglichen oder diese inspirieren. Es sollte keinesfalls ein geschlossenes Ergebnis vorgeben, sondern eine erweiterte Fragestellung sein.

Sowohl bei dem ersten Treffen als auch bei der Hospitation und der folgenden Reflexion besprechen wir mit Ute Reeh die Frage, ob diese Form der Beteiligung und Partizipation überhaupt in konkrete Formen gefasst und von einem „Anleiter“ auf einen anderen übertragen werden kann oder sollte. Wir diskutieren, welche eigene künstlerische Haltung des Künstlers / der Künstlerin es als Grundstein für die Ausarbeitungen mit den Schülern bedarf. Ute Reeh gibt nicht die eine Anleitungen, wie man mit den Schüler/innen arbeitet. Sie erzählt eher vom Übertragen und Teilen von Verantwortung und wie wichtig das Einbeziehen aller Beteiligten in jeder Phase ist, das Ringen um jede kleine Entscheidung, die in der Summe dann doch eine Zusammenarbeit widerspiegeln. Es gibt nicht das eine Konzept, dass von anderen kopiert werden könnte. Jede/r Künstler/in bringt eine Auseinandersetzung und Arbeitsweise mit eigenen Fragestellungen als Basis mit aufgrund derer sich das jeweilige Partizipationsprojekt gestaltet:

„Die Arbeit als Künstlerin in der Kunst bedeutet für mich ein Querdenken, ein Von-überall-her-Denken-können in Kombination mit dem Setzen von Impulsen: das Initialisieren, das Er-Schaffen eines Prozesses. Die Richtung der Fragen oder Hypothesen - der Ideen - bestimmt dann das aktive Schaffen im und das Umgehen mit dem Prozess. Woran will ich arbeiten? Welcher Kontext interessiert mich? Und warum? Was will ich machen? Was will ich erfahren, erfahrbar machen? Was will ich zeigen? Und wie?
Wichtig in diesem Zusammenhang sind die Setzung von Prioritäten, die Entscheidung und Auswahl: Was ist (mir) wichtig? Was ist in diesem Kontext wichtig?
Daher halte ich das Experimentieren auch in der Kunst für eine sehr geeignete Methode: Eine Frage führt zu einer Untersuchung, die nicht streng wissenschaftlich, aber dennoch fokussiert und stringent angelegt ist. Zu diesem Zwecke angelegt wird ein Experimentalsystem, das man - im Sinne Hans Jörg Rheinbergers – im kompetenten Umgang seine Möglichkeiten zur Geltung bringen lässt. Die hieraus gewonnenen Erkenntnisse führen, in eine jeweils relevante Form gebracht, zu konkreten Ergebnissen oder neuen Fragen.

Die Frage, die meine eigene Arbeit prägt und die ich mittels unterschiedlich angelegter künstlerischer Experimentalsysteme ergründe, lautet: Wie stellt sich das Verhältnis von (eigener) Wunschvorstellung zu (eigener) gelebter Realität dar? Woran wird es gemessen und in welcher Form manifestiert es sich? Wie artikulieren sich Erwartung, Gelingen, Scheitern?
Ich behaupte, jeder Person ist ein Ideal oder eine Vorstellung vom eigenen Sein und Werden immanent. Diese Vorstellung bedingt zu einem gewissen Teil unser Denken und das daraus resultierende Handeln, unsere Produktion. Die Art und Weise der Produktion und die Form des sich daraus ergebenden Produktes wiederum wird stark beeinflusst von der Historie und dem System, welches das Ideal begründet. Konkret untersuche ich diese Zusammenhänge im eigenen Berufsfeld, dem Kunstsystem unter Einbeziehung von Methoden der Feldforschung und mittels künstlerischer Darstellungsformen. Weitere Beobachtungsfelder sind die Jurisprudenz und die Wirtschaft.

Der Anreiz, in einem Modellprojekt mitzuwirken, das die Partizipation in der Kunst am Bau versucht, also das Setzen von Impulsen, Initiieren und Gestalten von Prozessen in einem System, das man sich gemeinsam schafft, liegt klar auf der Hand:
In der partizipativen Arbeitsweise wird aus dem Ich ein Wir. Nicht der Architekt, der Künstler, die Schulleitung, die Schüler, etc. - nein, alle bestimmen und erschaffen Raum, Inhalt und Bedeutung. Eigene Vorstellungen und Ideen werden entwickelt und geäußert und setzen einen gemeinsamen Prozess in Gang. Unterschiedliche Kompetenzen ergänzen sich, strukturieren den Prozess und überführen die gewonnenen Erkenntnisse in ein von allen getragenes Produkt. Es entsteht eine gemeinsame Verantwortung für das eigene Handeln, das daraus resultierende Ergebnis und dessen Rezeption. Das geschaffene System bringt seine Möglichkeiten zur Geltung.
Damit wird die Anwendung des Querdenkens und dessen Transformationsprozess - ein wichtiges menschliches Vermögen, nicht nur in der Kunst - nicht nur einer kleinen Elite vorbehalten, sondern alle können sie nutzen als produktives Gestaltungsmittel in einer für das eigene Handeln Verantwortung tragenden Gesellschaft. “ (Doris Weinberger)


„In meiner künstlerischen Arbeit setzte ich mich mit sozialen Strukturen auseinander, die ich auf den gebauten Raum in dem sie stattfinden zurückführe. Hier interessiert mich, wie das Agieren einzelner Personen (Passanten) durch den konstruierten Ort beeinflusst und ermöglicht wird. Seit einigen Jahren forsche ich an der Frage, wie sich die Gedanken der Personen (Entwicklern), die Räume mit ihnen eigenen Regeln und Funktionen ins Leben rufen in den Handlungen der Nutzer dieser Räume widerspiegeln. Meine These ist die, dass Handlungen von Passanten im öffentlichen und halböffentlichen Raum Nachahmungen von voraus gegangenen Vorstellungen der Entwickler sind. Passanten werden in meiner Annahme zu Performern der Ideen der Entwickler.
Diese künstlerische Untersuchung bildet für mich den Ausgangspunkt für mein eigenes künstlerisches Forschungsinteresse an einem partizipativen Kunst-am-Bau-Projekt. Zunächst gehe ich davon aus, dass in diesen Projekten die Hierarchien aufgebrochen (idealerweise sogar aufgehoben) werden. Wenn sich alle dafür entscheiden, etwas gemeinsam zu erfinden, entwickeln und realisieren, kann sich meine Forschungsthese verändern. Dann wären es nicht die Gedanken Einzelner, die Orte für eine große Menge an Passanten schaffen, sondern die Passanten schaffen sich gemeinsam mit Fachleuten ihre Orte selbst. Ihre eigenen Gedanken fließen in die Gestaltung ein und lassen genau ihre selbst gewünschten Handlungen zu. Wenn ich es innerhalb meiner Theorie zu Ende denke und in der Idee des „Performen“ bleibe, würden sie in diesem Ablauf ihre eigenen Vorstellungen von Raum und damit ihre eigenen Gedanken aufführen.

Dies bildet für mich ein abstraktes hintergründiges Gedankenmodell. Ich empfinde es als Herausforderung nun an einem Prozess beteiligt zu sein, der andere Voraussetzungen zum Konstruieren von Gebäuden schaffen möchte indem er in kollektive Arbeitsprozesse führen soll.
In der Umsetzung dieses Prozesses, den wir nun seit zwei Jahren begleiten, finde ich mich häufig mit folgenden Fragen konfrontiert:
Wie findet man tatsächlichen in einen gemeinsamen Prozess, der nicht zu sehr von wenigen dominiert wird?
Wie schafft man eine Atmosphäre und Situation, die ein gemeinsames Arbeiten auf Augenhöhe zulässt?
Wie lenkt man den Ablauf dennoch und trifft Entscheidungen auf Basis seines eigenen fachlichen Wissens und ästhetischen Bildung, die dem Prozess dienen und ihn weiter voran bringen?
Wie arbeitet man ergebnisoffen und verliert sich nicht in den unzähligen Möglichkeiten?

Ich sehe einen partizipatives Projekt keineswegs als Wunschliste, die man schnell benennt und anschließend eins zu eins erfüllt. Meiner Auffassung nach sollen gemeinsame Visionen entwickelt werden, die oft erfordern, dass man den Ort zunächst sehr genau wahrnimmt und sich darauf hin fragt, was ich hier tun möchte, welche Möglichkeiten mir dieser Ort bieten könnte und erst daraus Ideen oder Wünsche für die Veränderung entwickelt.
Mir kommt die Arbeit innerhalb des partizipativen Projektes wie eine Pendelbewegung zwischen Neugierde, künstlerischem Interesse, Situationsanalyse, Bilden eines temporären sozialen Gefüges, Infragestellen, Zuhören und Lernen vor. Grundsätzlich denke ich, dass jede/r Beteiligte eigene Kompetenzen und Vorstellungen mitbringt. Die Herausforderung sehe ich vor allem darin, diese heraus zu schälen und für den gemeinsamen Prozess präsent zu machen.“ (Birte Endrejat)


In dem seit 2012 andauernden Modellprojekt „partizipative Kunst-am-Bau“ an der Neuen Oberschule Gröpelingen, Bremen entwickeln wir Formen, die ein bestimmtes Thema anstoßen, dieses einkreisen, ohne geschlossene Vorgaben zu geben.
Mit unserer Arbeitsweise schaffen wir Impulse durch Material welches wir als „Versuchsanordnung“ begreifen und in thematische Workshops einteilen. Versuchsanordnung deshalb, weil Interaktion mit den angebotenen Materialien möglich ist, wir diese vor allem als Vorschlag begreifen und der genaue Ablauf nie festgeschrieben ist. Durch Beobachten, Gespräche und das gemeinsame Tun, anhand von Interviews und Fragebögen spüren wir individuelle Bedürfnisse auf. Diese überführen wir in thematische, aufeinander aufbauende Workshops. Durch diese Vorgehensweise nehmen wir Kommentare, Wünschen, Problemen oder Ideen unserer Projektpartner ernst und widmen diesen innerhalb der gemeinsamen Arbeitszeiten unsere Aufmerksamkeit ohne im Voraus zu wissen was sich daraus für das gesamte Projekt ergeben wird. So gehen wir eher mäandernd statt geradlinig in langsamen Schritten auf eine gemeinsame Form zu, die sich sukzessive entwickelt.

In einem thematisch enger gefassten Impulsworkshop greifen wir einen in der Planung stehenden Raum auf, der bisher an der Schule nicht existiert – das Selbstlernzentrum. In sechs Schritten nähern wir uns dem Begriff „Selbstlernzentrum“ und füllen das Wort mit konkreten Vorstellungen. Wir teilen die Gruppe aus Lehrern, Schüler_innen und der Architektin in vier Gruppen auf unterschiedliche Arbeitsstationen auf. Im dritten Schritt befragen wir den noch nicht gebauten Raum, indem wir uns vorstellen, der Raum sei eine Person, die wir direkt alles fragen können, was uns interessiert. Die Fragen schreiben wir einzeln auf selbstklebende Zettel und verteilen sie an den im Raum aufgebauten Stationen. Sie bilden nun eine übergeordnete Ebene unseres Arbeitsprozesses. Anschließend widmet sich jede Gruppe einem Themenschwerpunkt des neuen Raumes: Konstellation der Arbeitssituationen; Atmosphäre, Raumempfinden; Körperhaltung, Sitz- und Liegepositionen. Dazu liegt an jeder Station Material bereit um abwechselnd etwas direkt in Collagen, Skizzen oder Knete umzusetzen. Auf großen Papierbögen gedruckt sind einzelne Fragen, die immer wieder gedankliche Impulse geben und den ausgedrückten Wunsch zu präzisieren helfen und die Arbeitsgruppen in die gemeinsame Diskussion führen. Festgehalten werden die entwickelten Vorstellungen des neuen Selbstlernzentrums in Skizzen, Interviews, Fotos, Modellen, Gesprächsnotizen und Collagen, um sie zum Zeitpunkt der konkreten Planung abrufbar zu machen.


Derzeit untersuchen wir die besondere Kommunikationsstruktur der Schule. Experimente und Erkenntnisse wirken sich nicht nur auf unser künstlerisches Vorhaben aus, sondern finden auch Interesse in Schulstruktur-Überlegungen. So ergab ein Workshop zum Thema Kommunikationsstrukturen an unserer Schule, dass es vieler, langer Wege bis zum Erhalt oder Abruf einer Information bedarf und die Systeme an der Schule derzeit ausschliesslich dezentral gehalten sind. Das Bedürfnis nach einem zusätzlichen zentralen Ort, an dem Informationen weiter gegeben werden und der zugleich auch ein Treffpunkt sein könnte, wurde deutlich.
Als weiterer Schwerpunkt stellte sich die Frage, wie Kommunikation im Schulalltag an verschiedenen Orten visuell gebündelt werden kann, um privaten und fachlichen Fragen ausserhalb des Unterrichts mehr Raum zu geben. Dazu gestalteten wir im dritten Workshop vier verschiedene Stationen, die über eine Woche hinweg Kommunikation auf verschiedenen Ebenen zum Thema machten und zum ausprobieren einluden.
Eine Station bildete eine eigens dafür angefertigten Tafel. Aus vorbereiteten Teilen bauten und installierten wir sie in den Jahrgängen 5-7 gemeinsam mit Schüler_innen an einem für alle zentralen Ort (Marktplatz). Bunte Kreiden und eine Frage, die in der Mitte der Schreibfläche aufgeklebt war und täglich wechselte, forderten alle Schüler_innen, Lehrer_innen, Mitarbeiter_innen und Eltern auf, sich zu äußern. Die Rückmeldung von Schüler_innen und Lehrer_innen bestätigte den Erfolg des Vorhabens: Noch vor Unterrichtsbeginn flitzten viele an die Tafeln, voll Spannung auf die neue Frage und hinterliessen ihre Statements und Skizzen. Im Laufe des Tages veränderte sich das Bild und der Inhalt ständig. Aufgrund der einfachen Handhabung und dem hohen Spaßfaktor entstand eine gemeinsame Plattform, die allgemeinere Kommunikationsbedürfnisse spielerisch auffing. Wesentliches Moment dabei war die Richtung der Fragen. Sie bestimmte den Themenbereich und die damit verbundene Breite und Tiefe der Kommunikation. Dem Hinweis eines Lehrers folgend planen wir, die Tafeln demnächst auch in den Lehrerzimmern anzubieten.


Während unserer Arbeit als RAUMFINDER an der Neuen Oberschule Gröpelingen haben sich neben den Erfahrungen auch Erkenntnisse gebildet, die für einen Verlauf eines derartigen Projektes für uns richtungsentscheidend sind. Unbedingte Voraussetzung, dass ein Kunst-am-Bau-Projekt von allen Beteiligten in partizipativer Vorgehensweise gedacht werden kann, ist die Einbindung der Künstler_innen bereits in Phase 0. Das heißt, es wird vor Beginn der Bauplanung gemeinsam eruiert womit man es bei Partizipation zu tun hat, wer das Gegenüber ist, wie der eigene Kunstbegriff definiert ist, wie er gemeinsam erweitert werden kann und worin der erteilte Auftrag besteht.
Kunst kann in einem solchen Zusammenhang niemals nur Dekoration oder Artefakt sein, sondern sie findet in künstlerischen Prozessen statt, die sich über längere Zeiträume erstrecken und selbst "Produkt" sein können. Mit der Vorarbeit in Phase 0 gewinnt man mehr Zeit für einen intensiveren Austausch und kann damit die verschiedenen Kompetenzbereiche der Kooperationspartner_innen besser begreifen und später gezielter abrufen.
Da der Umbau der Schule und damit auch unser Auftrag über mehrere Jahre angelegt ist, sind Änderungen im Ablauf und lange Phasen bis ausgearbeitete Ideen in die Realisation gebracht werden, natürlich.
In dieser Zeit sind regelmäßig taktierte Absprachen/Vereinbarungen mit der Schulleiterin über das gemeinsame Interesse und Vorhaben wichtig, ebenso wie mit allen Projektpartnern anberaumte Treffen, um sich gegenseitig auf den aktuellen Stand zu bringen (mind. Alle 3 Monate). Nur in Gesprächen, im persönlichen Kontakt, im gegenseitigen Zeigen der Fortschritte kann jede/r die eigenen Gestaltungsprozesse und -ergebnisse transparent machen. Damit bekommen die einzelnen Vorstellungen Raum und die Möglichkeit, sich zu verknüpfen. Und es entsteht nicht das Gefühl, dass nichts passiert.

Wir begreifen ein Partizipationsprojekt als einen Rahmen so viele „Betroffene“ eines Gebäudes / Ortes wie möglich in einen gemeinsamen Denk- und Arbeitsprozess zu bringen. Für eine Schule bedeutet dies, dass Schüler ebenso gehört und beteiligt werden wie die Mitarbeiter_innen der Mensa, die Lehrer_innen, die Investor_innen oder die Schulleitung. Eine tragfähige gemeinsame Vision und Ausarbeitung passiert deshalb idealer Weise zwischen allen, die mit dem Gebäude ständig zu tun haben. Um dies leisten zu können müsste es von Beginn an eine Vereinbarung geben, dass alle „Betroffene“ aktiver Teil der Partizipation sind. Die Projektstruktur sollte so angelegt sein, dass ausreichend Zeit geplant ist, um die Zusammenarbeit mit allen Projektpartnern in aktiven Treffen stattfinden zu lassen, und sich diese nicht nur auf den Informationsaustausch begrenzen. Eine konstante Einbindung fördert neben der vielschichtigeren gemeinsamen Vision vor allem auch das Vertrauen, dass der offen angelegte Prozess am Ende ein für alle überzeugendes Ergebnis hervor bringt.


Diese Form der ergebnisoffenen Projektarbeit führt uns zeitweise in verworrene Seitenwege, bringt uns sehr viel Input und wirft einige Fragen auf. Daraus hat sich bei uns der Wunsch entwickelt, dass wir Teil eines aktiven Netzwerkes von Kolleg_innen sein möchten. Ein kontinuierlicher fachlicher Austausch mit anderen, die an solchen Projekten arbeiten, würde für uns eine ungemeine Bereicherung der eigenen Arbeit darstellen. Vieles müsste nicht jedes Mal „neu erfunden“ werden, wenn man direkt von anderen lernen und mit anderen diskutieren könnte. Vorstellen könnten wir uns ein deutschlandweites Netzwerk, dass themenbezogene Treffen im Rhythmus von 2-3 Mal pro Jahr durchführt.