Konzept
Entwicklung eines bundesweit übertragbaren Modells mit nachhaltiger Wirkung – „Jugendliche planen architektonische und soziale Strukturen und setzen sie um“.
Ziel
Ausgehend von den positiven im Bereich der Interaktion zwischen Kunst, Kommune und Schule sollen die bisher erfolgreich umgesetzten Prinzipien in einem Projekt verbunden und evaluiert werden.
- Die Zusammenarbeit von Schulverwaltungsamt und Kulturamt im Rahmen der Offenen Ganztagsschule im Primarbereich in Düsseldorf (Siehe hierzu: Bericht zur Evaluation, Frank Jebe, Landeshauptstadt Düsseldorf, 2007)
- Ein Kunst-am-Bau Projekt an 5 Düsseldorfer Schulen, eine Kooperation von stadtraum.org, Kulturamt und dem Amt für Gebäudemanagement. (Siehe hierzu : Publikation „Modellversuch Kunstkommission“, stadtraum.org, Markus Ambach und Andrea Knobloch, Kulturamt der Landeshauptstadt Düsseldorf, 2007)
- Die künstlerische Begleitung der Dieter-Forte-Gesamtschule durch Ute Reeh mit dem Ziel nachhaltige Lösungen für architektonische Probleme und soziale Konflikte zu finden und eine positive Schulkultur zu fördern. Das Projekt lief über einen Zeitraum von 10 Jahren und gründete auf der Zusammenarbeit der Künstlerin, der Schule, dem Schulverwaltungsamt, dem Umweltamt, dem Amt für Gebäudemanagement, dem Netzwerk für nachhaltige Bildung und dem Kulturamt. (Siehe hierzu: Schulkunst – Kunst verändert Schule, Ute Reeh, Beltz, 2008)
Im Rahmen von „Schulkunst - Jugendliche planen architektonische und soziale Strukturen und setzen sie um“ sollen Schülerinnen und Schüler darin begleitet werden,
- die Umgestaltungen ihrer Schulen (mit) zu planen,
- ihre Ideen durch die nötigen Abstimmungs- und Reifungsprozesse einzubringen,
- und die daraus entstandenen Konzepte (mit) zu realisieren.
Künstler, Architekten und Fachleute aus den am Prozess beteiligten Fachämtern der Landeshauptstadt Düsseldorf stehen dabei zur Seite. Schülerinen und Schüler übernehmen Verantwortung beim gemeinsamen Finden von ästhetischen, formalen und technischen Lösungen. Kunst am Bau ist hier definiert als künstlerische Begleitung der Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer in einem ergebnisoffenen Prozess.
Partizipatorische Arbeit im Rahmen des Masterplans Schulen
Im Rahmen des Masterplans Schulen wurden innerhalb der Landeshauptstadt Düsseldorf in den letzten Jahren mehr als 300 Millionen Euro für den Neubau sowie für die Erweiterung und Sanierung bzw. Modernisierung von Schulen und Schulraum investiert. Für die Jahre 2009 und 2010 sind Investitionen an Schulen mit einem Volumen von insgesamt 85 Millionen Euro geplant.
Über eine Beteiligung von Schulleitungen, Pädagogen und insbesondere von Schülerinnen und Schülern kann die unmittelbare Wirkung des Masterplans Schule hinsichtlich seiner Nachhaltigkeit und Praxistauglichkeit gesteigert werden. Mit den Kindern und Jugendlichen entwickelte Gestaltungen, die mit Schulleitung und Kollegium abgestimmt und sensibel und professionell begleitet sind, fördern den Umsetzungserfolg passgenauer und bedarfsgerechter Lösungen. Ein Beleg dafür ist die Arbeit an der Dieter-Forte-Gesamtschule, die unter besonderer Einbeziehung des Schulraums erfolgte und durchweg positive und lang anhaltende Ergebnisse erzeugte. Die Schülerinnen und Schüler arbeiten auf einem für sie relevanten Gebiet und sind dementsprechend motiviert. Dasselbe gilt, gut kommuniziert, für das Kollegium und die Schulleitung. Die Ergebnisse sind atmosphärisch berührend, funktional und emotional erwünscht. Sie stellen eine für den speziellen Standort positiv gestaltete Atmosphäre sicher. Eine Planung und Durchführung mit allen Beteiligten beinhaltet eine gute Kommunikation und fördert so einen abgestimmten und damit reibungsloseren Umsetzungs- und Bauverlauf. Die Arbeit bewirkt darüber hinaus bei Schülerinnen und Schülern den pfleglichen Umgang von mitgestalteten Bereichen und senkt späteren Renovierungsbedarf.
Zudem fördert die Arbeit die Persönlichkeitsentwicklung und die ästhetische Verantwortung der Schülerinnen und Schüler. Die Jugendlichen entwickeln Selbstvertrauen, sie lernen Ideen zu visualisieren, zu beschreiben und umzusetzen. Der Prozess des Entdeckens der eigenen Fähigkeiten und der Förderung von Kompetenzen wirkt positiv auf die Entscheidungsfähigkeit der Jugendlichen in Bezug auf Schullaufbahn- und Lebensplanung.
Die gegenseitige Beratung der Jugendlichen untereinander, auch zwischen den unterschiedlichen Schulformen, fördert den interkulturellen Austausch und das Verständnis füreinander.
Zum sensiblen Umgang gehört ganz selbstverständlich auch das Einbeziehen von baubiologischen Gesichtspunkten, wie das Verwenden umweltverträglicher Farben und Baumaterialen. Im handwerklichen und sinnlichen Umgang wächst die Wertschätzung für die unmittelbare Lebensumwelt.
Eine Förderung des Schulkunst-Projekts ist hierzu aus Mitteln für „Kunst am Bau“ möglich und naheliegend (siehe hierzu Düsseldorfer Stadtrecht, 17.003 - Richtlinien über die Förderung von "Kunst am Bau").
Anlass
Bei Gymnasien entsteht im Zuge der Umstrukturierung zur Ganztagsschule neuer Raumbedarf: Neu- und Umbauten sowie Umstrukturierungen der Schulgebäude und der umliegenden Gelände werden nötig. Unter anderem mit Mitteln des Konjunkturpakets wird saniert und erweitert. Dies soll mit Beteiligung der Schüler für eine selbstverantwortliche, ästhetisch und inhaltlich funktionierende Schule genutzt werden.
Bei Haupt- und Förderschulen ist die zum Teil hervorragende Arbeit der Schule nach außen beinahe unsichtbar. Dies wirkt negativ zurück. Inhalt ist hier die Umwandlung der Scham der Schülerinnen und Schüler. Die Außendarstellung der Schule als Teil des Stadtteils sowie die Darstellung der spezifischen Fähigkeiten der Schülerinnen und Schüler ist das Ziel.
Die Berufskollegs - als Instanz zwischen Schule und Beruf - sind dabei zu wachsen. Dies steht im Zusammenhang mit einer erhöhten Anzahl schwer vermittelbarer Jugendlicher auf dem Arbeitsmarkt.
Einbettung in die Schulstruktur
Die strukturelle Arbeit an der Schule unterscheidet sich in den Schulformen Gymnasium, Haupt- und Förderschule sowie Berufskolleg sehr stark. Ist es an einer Förderschule eine vertraute Arbeitsform, mit Schülern parallel zum Unterricht projektorientiert zu arbeiten, so ist dies an einem Gymnasium nicht üblich. Erfolgreich ist es dort mehrere Formen flexibel miteinander zu verknüpfen:
In allen genannten Schulformen lässt sich
- parallel zum Unterricht mit wechselnden Schülergruppen nach dem Rotationsprinzip arbeiten, so dass möglichst viele Kinder und Jugendliche beteiligt sind. Dies ist von Klasse 5 bis 11 möglich, bei „G8“ von Klasse 5 bis 10. Bei Berufskollegs nicht in der Zeit vor den Prüfungen.
- im Team mit Lehrerinnen und Lehrer arbeiten, bei denen die Thematik in die Unterrichtsplanung passt. Das kann je nach Phase des Projektes in Kunst, Technik, Politik, aber auch Deutsch oder Mathematik und den berufsbezogenen Fächern möglich sein. Die Zusammenarbeit ist jeweils an einen bestimmten Projektteil gebunden. Die Dauer kann zwischen Tagen, Wochen oder Monaten schwanken und passt sich dem schulischen Alltag an.
Zusätzlich kann in der gymnasialen Oberstufe diese Arbeit
- im Rahmen eines Projektkurses in der Oberstufe mit der Möglichkeit einer „besonderen Lernleistung“ (Abiturrelevante Projektarbeit) stattfinden.
Umsetzung
Je nach Umfang der Baumaßnahme wird die künstlerische Begleitung einen Zeitraum von etwa drei Jahren umfassen.
Sie beinhaltet:
- die Arbeit mit den Schülerinnen und Schülern, wobei als Ziel die ganze Schülerschaft einbezogen werden soll. Das beinhaltet im ersten Jahr die Planung, Visualisierung, Darstellung und Kommunikation nach innen und außen. Im zweiten und dritten Jahr die Realisation von selbst zu erstellenden Teilen des Vorhabens. Die Moderation von Schülerinnen und Schüler der verschiedenen Schulformen bei der gegenseitigen Unterstützung und Beratung.
- die Arbeit im Team mit Lehrerinnen und Lehrern sowie bei Interesse und Bedarf deren Beratung.
- die Organisation, Kommunikation und Anpassung der nötigen Strukturen.
- die Zusammenarbeit mit den Architekten.
- die Kommunikation und Kooperation mit allen Beteiligten (Netzwerk, wissenschaftliche Begleitung, etc.)
- 2 bis 4 mal jährlich tagt der Beirat .
- Fachtagung und Symposium nach 1 bis 2 Jahren
Ablauf
- Schulen werden über eine Laufzeit von 3 Jahren vor Ort begleitet.
2012 fand als Zwischenbilanz, Öffentlichkeitsarbeit und als Kommunikationsplattform nach innen und außen der Fachtag Schulkunst statt. Hier wurden die Zwischenergebnisse präsentiert. Diese sind auch über diese Website einsehbar. Neu hinzukommende Schulen haben hier die Möglichkeit sich zu informieren und eigene Ideen zu entwickeln.
- Im Anschluss an den Fachtag können weitere Schulen einsteigen.
- Auswertung und Etablierung des Modells durch die Publikation: Was Kunst Kann - Kunst am Bau als Prozess und als Katalysator für Schulentwicklung, Beltz, 2015.
Finanzierung
Der Gesetzgeber sieht vor für Kunst-am-Bau Projekte 1 bis 2 % der Bau- bzw. Sanierungssumme zu veranschlagen. Auf diesem Weg lassen sich die vorgeschlagenen planerischen Prozesse zum großen Teil finanzieren. Mit Hilfe der Montag Stiftung Urbane Räume, der Robert-Bosch-Stiftung, dem Umweltamt der Stadt Düsseldorf und weiteren Förderern wird das Gesamtvorhaben, die begleitenden Veranstaltungen, sowie die Netzwerkarbeit ermöglicht.
Laufzeiten
Referenzprojekte seit August 2009
Kernvorhaben 2010 bis Anfang 2013
Modellvorhaben Stadtentwicklung seit 2014