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Wiesencafé

Zusammenarbeit mit der FH

Beobachtungen

Prof. Pablo Molestina, Prof. Jörg Leeser, Ute Reeh und die Studierenden Konstantin und Christin beschreiben am 2.4. 2014 im Gespräch Ihre Perspektiven auf das Projekt:

Konstantin:
"Für mich war heute interessant, dass die Kinder Verbindungen mit den Anderen suchen. Sie wollen sich nicht von den anderen trennen, sie wollen gesellschaftliches Zusammenleben. In meinem Verständnis ist das Café als Idee ein Ort zum zusammen leben, an dem die Leute sitzen können und über ihren Alltag sprechen. Ein Café ist ein Ort an dem Probleme zur Sprache kommen können und sich so manchmal lösen können. Diese Idee und genau dieser Ort, der – wie soll ich das sagen – ein problematischer Ort ist an dem die Menschen nicht so gut ausgebildet sind. Ich denke dass diese Idee des Zusammenseins und sich mitzuteilen, ganz schön ist. Ja, so muss es eigentlich sein. Nicht jeder für sich allen, sondern alle zusammen nach vorne."

Christin:
"Ich finde es vor allem hilfreich hierher zu fahren, den Ort wirklich zu erleben, zu sehen, was befindet sich hier. Die Umgebung ist extrem wichtig. Und so kann ich mir natürlich auch besser vorstellen wie die Schüler das verstanden haben und sich daran herangetastet haben. Also allein wenn wir das Beispiel dieses Grundstück nehmen, viele hatten diese U-Form und das erklärt sich jetzt natürlich aus diesem Grundstücks heraus. Ich sehen in allen Orten ein gutes Potential, bis vielleicht auf das vorderste in der Ecke. Das wird jetzt die Aufgabe sein, herauszufinden welcher wirklich der beste Standort ist, daher finde ich es gut mehrere Prototypen zu machen. Ich freu mich richtig auf die gemeinsame Zeit. Ich glaub, wir haben eigentlich viel zu wenig Zeit und bin gespannt auf nächste Woche."

Jörg Leeser:
"Zusammen mit meinem Büro beschäftige ich mich mit prozessorientiertem Bauen. Also gibt es immer viele Beteiligte. Ich finde einen kreativer Prozess mit Vielen total spannend. Ich finde an unserem Projekt toll, dass es mit Kindern ist, ich finde es toll, dass es Eigeninitiative fördert, dass es kein top down-Planing ist, sondern botton-up. Was die Formen angeht, so sind die für mich erst einmal ein bisschen fremd. Auch wie diese Formen entstanden sind und dass sie sich so ähnlich sind. Ich hätte erst gedacht, dass es verschiedene formale Variationen gibt. Es sind sehr organische Formen und ich weiß nicht, wie die sich entwickeln werden auf dem Weg zur Realisierung. Weil irgendwie – Mies van der Rohe hat mal gesagt, der Träger kommt immer gerade zur Welt. Aber es ist ganz spannend. Man kann natürlich – ich glaube das ist wie so ein Mobile, also da sind verschiedene Interessen und verschiedene Wünsche und dann wird sich das so auspendeln. Das ist toll.

Ute Reeh:
"Um die Formen zu verstehen ist es wichtig zu wissen, wie es dazu kam: Wir haben vor Ort auf der Wiese mit uns als Raumbegrenzungen, stellvertretend für die Wände gearbeitet. Wir haben konzentriert auf den Raum, der zwischen uns entstand geachtet. Jede/r ist so weit nach Innen oder Außen gegangen, bis alle das Gefühlt hatten, das stimmt jetzt. Wir haben als Gruppe agiert und die Form hat sich einerseits aus dem Prozess heraus und andererseits aus der Topografie des Ortes heraus entwickelt. Nachdem sich alle sicher waren, dass sich der Raum sich „richtig“ anfühlt, haben wir die Grundrisse mit Stöcken auf dem Boden markiert, grob vermessen und auf ein Blatt Papier übertragen. Deswegen sind sich die Grundformen für jeden Standort jeweils sehr ähnlich. Ich vermute die organischen Formen haben auch damit zu tun, dass niemand in der Ecke stehen, niemand isoliert sein wollte. Ich glaube man sollte das aufgreifen, weil es eine Aussage ist, die körperhaft, ohne Vorgabe entstanden ist."

Pablo Molestina:
"Ich glaube Normen lassen immer einen Spielraum zu. Du kannst eine Norm so oder so auslegen. So wie Jörg Leeser sagte, es kann ein Café sein, aber es kann auch eine dreidimensionale Skulptur, also ein Kunstwerk sein, in dem man zufällig Kaffee trinkt. Das ist ziemlich spannend. Mich interessiert darüber hinaus die Frage der Konstruktion, die Physikalität der Dinge. Da ist der Sprung von dem Modell, das die Kinder jetzt machen, zu einem Gebäude das eins zu eins quasi in der Natur stehen muss und das für Jahre überdauert, eine spannende Herausforderung. Die Transformation von dem Gedankenmodell, das aus einer situativen Bedarfserwägung entsteht, hin zu etwas, was physisch für sich alleine dasteht ist enorm. Das hat weniger mit Normen zu tun, sondern mit, sagen wir einmal Zwängen. Normen sind in Bezug auf die Konstruktion und die Tatsache dass wir selbst bauen wollen zum Teil auch Zwänge. Dazwischen liegt der Spielraum, den wir haben.
Was ich schön finde an der jetzigen Konstellation ist: Architekten machen ganz oft soziale Projekte mit Ausrufezeichen! Und oft ist es so, dass die Projekte mit großen Optimismus und Engagement gebaut werden und dann von den Menschen nicht angenommenwerden, weil es für die Leute ein fremder Prozess war, der irgendwann entstanden ist und für sie keine unmittelbare Bedeutung im alltäglichen Leben hatte. Ich verspreche mir von der Konstellation mit dir und mit den Kindern hier aus der Alfred-Herrhausen-Schule in Garath, dass die Annahme dieses Cafés schon jetzt stattfindet. Das die träumen über das was es sein wird, überlegen, was sie darin machen wollen und dass es, wenn wir weg sind, wirklich genutzt wird und nicht verlassen oder vandalisiert."